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Arendt

Arendt: Arbeiten und Herstellen

Gibt es einen grundlegenden Unterschied zwischen einem Apfel und einem Teller, obwohl beide materielle Einzeldinge und Teil des menschlichen Alltags sind?

Hannah Arendt studierte in Marburg bei Martin Heidegger. Sie unterscheidet in Vita activa zwischen »Arbeiten« und »Herstellen«. Den Zwängen der Arbeit sind alle Lebewesen unterworfen: Darunter fallen existenzsichernde Prozesse wie Ernährung und Fortpflanzung. Menschen jedoch müssen sich nicht nur in einer natürlichen Umwelt erhalten, sondern stellen darüber hinaus eine eigene Welt her. Die kulturellen Artefakte dieser Welt zeichnen sich durch Dauer aus, die es erlaubt, gemeinsame Beziehungen dazu aufzubauen. Denken Sie z. B. an das gemeinsame Sitzen am heimischen, möglicherweise schon über mehrere Generationen hinweg genutzten Tisch; aber auch an Bücher, die jeder kennt und über die »man« redet.

Arendts Unterscheidung gewinnt damit eine politische Dimension: Eine Kultur sollte nicht nur Produkte hervorbringen, die im Sinne der Arbeit verbraucht werden (hier orange), sondern auch Artefakte wie Werkzeuge herstellen, die gebraucht werden (hier silbergrau). Der Mensch erhält die Aufgabe, den ewigen Kreislauf biologischer Notwendigkeit zu überschreiten und eine gemeinsame Welt aktiv und frei zu gestalten.

»Was die Mortalität anlangt, so sichert die Arbeit das Am-Leben-Bleiben des Individuums und das Weiterleben der Gattung; das Herstellen errichtet eine künstliche Welt, die von der Sterblichkeit der sie Bewohnenden in gewissem Maße unabhängig ist und so ihrem flüchtigen Dasein so etwas wie Bestand und Dauer entgegenhält«
Hannah Arendt (1906–1975): Vita activa, 1960

Vignette Arendt (Gesamtansicht)Gesamtansicht


Vignette Arendt (Ausschnitt Teller)Ausschnitt


Vignette Arendt (Ausschnitt Obst)Ausschnitt


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