DenkWelten e.V.



Das Museum – Konzept

Diese Seite gibt das beim Workshop II/2011 erarbeitete Konzept wieder.

Leitbild

Die Grundidee von DenkWelten ist es, ein Philosophie-Museum zu schaffen, nicht ein Philosophen-Museum. Es soll philosophische Ideen veranschaulichen, mit Exponaten, die verwundern, die einen künstlerischen Eigenwert haben und gegebenenfalls auch interaktiv sein können. Ziel des Museum ist es, das Philosophieverständnis der Besucher grundlegend zu erweitern. Die Vielfalt der Philosophie als akademischer Praxis wird dargestellt und soll zur kritischen Reflexion populärer Vorstellungen anregen. Der künstlerische Anspruch der Exponate leistet hierbei den Querbezug auf die, häufig verborgenen, ästhetischen Qualitäten jeglicher philosophischen Reflexion. Anhand von praktischen Beispielen sollen die ausgestellten Denkwelten direkten Bezug zu alltäglichen Erfahrungen herstellen, um so die fortdauernde Relevanz philosophischer Ideen zu verdeutlichen. In vertiefenden Begleittexten werden sowohl Bezüge zu Primärquellen als auch kurze biographische und kulturgeschichtliche Eckdaten vorgestellt. Die dargestellten Denkwelten werden so in einen erweitertem philosophiehistorischen Kontext erläutert. Sämtliche Exponate sind fachwissenschaftlich kompetent präsentiert und dokumentiert, so dass einerseits philosophische Lai:innen die Ausstellung genießen und sich durch sie zum Denken anregen lassen können, andererseits aber auch Vorgebildete sich nicht über unzulässige Vereinfachungen ärgern müssen.

Im Endzustand soll die Ausstellung ihre grobe Ordnung dadurch erhalten, dass jeder Ausstellungsraum beziehungsweise jeder Komplex von Exponaten einerseits einen chronologischen, andererseits einen thematischen Schwerpunkt hat und unter dem Namen eines bekannten deutschsprachigen Philosophen stehen soll; der »Kant-Raum« würde sich insofern schwerpunktmäßig mit der Epoche der Aufklärung sowie Themen des Idealismus beschäftigen, ohne darauf eng beschränkt zu sein. Das Museum soll natürlich auch nicht-deutschsprachigen Philosophen Raum bieten: die »großen Namen« dienen als ein System von »Aufhängern«.

Szenario für das zu verwirklichende Museum

Der Besuch beginnt in einem Vorraum, in dem die prinzipielle Frage: „Was ist Philosophie?“ den Zugang zur eigentlichen Ausstellung vorbereitet. Um den Raum zu verlassen muss der:die Besucherin eine von zwei Türen wählen. Die Türen repräsentieren dabei einen praktischen oder theoretischen Zugang zur Philosophie und bestimmen die Reihenfolge der Exponate der Ausstellung. Diese sind den Namen bedeutender Denker:innen zugeordnet und stellen jeweils eine Idee aus unterschiedlichen Werken dar. Sie sind grundsätzlich in chronologischer Reihenfolge nach Erscheinungsdatum der Werke angeordnet. Diese Auswahl ist ausdrücklich nicht geschichtsphilosophisch inspiriert, sondern aus pragmatischen Gründen geschehen. Um dies dem:der Besucher:in zu verdeutlichen, werden unterschiedliche Laufwege durch die Ausstellung farblich oder durch Projektion am Boden oder an der Decke gekennzeichnet, z.B. können Widersprüche zwischen unterschiedlichen Werken als Leitfaden dienen (»Konfliktweg«), bestimmte Fragen (»Was ist der Mensch?«), Lehrpläne, die Wirkungsgeschichte einzelner Philosophen (»Meister:innenpfade«), die Entstehungsgeschichte der Exponate, bestimmte wiederkehrende Metaphern (»Sternenweg«, »Apfelweg«), persönliche oder thematische Bezüge etc. Eine Realisierung der Leitfäden per Bodenprojektion hätte den Vorteil, dass nicht alle Wege gleichzeitig sichtbar sein müssen; auch sind dadurch effektvolle Veränderungen des Umfelds möglich, indem z.B. nach einem bestimmten Zeitschema von einem Wegenetz zum anderen übergeblendet wird.

Es gibt auch den Vorschlag, allen Besuchern einen einfachen Gegenstand (z.B. ein platonischer Körper oder ein Apfel aus Holz) in die Hand zu geben, wobei verschiedene Gegenstände verschiedenen Leitfragen entsprechen und die Exponate jeweils mit Pendants des entsprechenden Gegenstandes markiert sind. Dieses »Leitobjekt« könnte gleichzeitig als Eintrittsnachweis fungieren.

Am Ende der Ausstellung wird die Anfangsfrage durch eine interaktive Installation wieder aufgegriffen. Jeder Besucher kann sein eigenes Porträt digital signieren und sich in einem Mosaik von bedeutenden Denker:innen (jeweils mit Zitat), Personen des öffentlichen Interesses (mit Philosophieabschluss) sowie Philosophiestudierenden und Vereinsmitgliedern einreihen – denn bei aller Weite des philosophischen Feldes ist Philosophie immer auch das, was Philosoph:innen gerade tun. Hierzu gibt es auch den Vorschlag, Videointerviews mit studierten Philosoph:innen aus verschiedenen Gebieten der Gesellschaft zu führen, die hier oder bei einer anderen Sichtstation betrachtet werden könnten. Als Alternative zum digitalen Selbstporträt als Foto wurde vorgeschlagen, nur Silhouetten aufzunehmen und diese eventuell noch durch einen Wölbspiegel zu verfremden.

Am Ende sollen die Besucher die Möglichkeit bekommen, den hedonistischen Seiten der Philosophie zu frönen. Im philosophischen Café Wein und Zeit trifft der Schierlingsbecher des Sokrates auf weitere kulinarische Besonderheiten der Philosophiegeschichte. Die Inneneinrichtung setzt weitere Akzente mit Bezug auf philosophische Strömungen (Idealismus-Ecke, empirisches Betonfundament) und beherbergt eine Anfass-Raushol-Stöberbibliothek von philosophischen Werken.

Ein Vorschlag zur Binnengliederung stellt einen Ausstellungsbereich (historischer Schwerpunkt) und einen Forumsbereich (aktueller Schwerpunkt, diskursiv, Café, Bibliothek, Sonderveranstaltungsbereich) nebeneinander, vernetzt durch Begegnungsräume, sowie ergänzt durch einen Ausblicksbereich, wo beispielsweise Philosophie für Kinder, Genderthemen, Begegnung von östlicher und westlicher Philosophie etc. thematisiert werden können.


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